Beerfelder Galgen
Ein Kulturdenkmal der anderen Art: ein Huhn und zwei Laib Brot kostete eine Frau an diesem Ort ihr Leben.
Heute hierzulande unvorstellbar: Der 1597 errichtete Rotsansteingalgen als Ersatz für einen Holzgalgen im Beerfelder Land war bis 1806 Hinrichtungsstätte. Der "dreischläfrige Galgen" besteht aus drei Säulen in einem Dreieck und ist einer der besterhaltenen in Europa. Man vermutet, dass sich die Zahl der Opfer in Grenzen hielt, weil die Grafen Erbach relativ liberal eingestellt waren. Außerdem wurden viele Unterlagen bei dem großen Brand in Beerfelden 1810 zerstört. Belegt ist eine Hinrichtung 1746 wegen Diebstahl und Ehebruchs.
Neben dem Galgen befindet sich ein Gedenkstein, der auf die Frau mit den Lebensmitteln hinweist. Der Hunger trieb sie vermutlich zu dieser Tat. Dies war die letzte Hinrichtung im Jahr 1804. Zwei Jahre später wurde dem Gericht die Rechtsprechung durch napoleonisches Recht entzogen. Dadurch durfte die Todesstrafe hier nicht mehr vollzogen werden.
Erstaunlich ist die Tatsache, dass die Eisenteile bis heute keinerlei Rostspuren aufweisen. Ende des 16. Jahrhunderts gab es noch keine nichtrostenden Metalle. Besucher*innen können den Galgen besteigen und die Aussicht auf die umliegende Landschaft genießen.
- Jährlich findet dort auch das "Galgenfest" statt, welches an die Geschichte des Ortes erinnert und verschiedene Veranstaltungen und Aufführungen bietet.
- Unter dem Galgen stehen Lindenbäume, die die Gerichtsbarkeit symbolisieren.
Tipp: Die schöne Lage auf dem Galgenberg lädt zum Wandern ein.